Der Giersch...

Wirklich nur Unkraut?

Der Giersch ist neben der Brennnessel eines unserer ältesten Wildgemüse.

In der Volksmedizin gilt der Giersch als vorzügliches Mittel gegen Rheuma und Gicht. 

Er gilt in vielen Gärten als unbeliebtes Unkraut, da er seine Wurzeln und unterirdischen Ausläufer sowie seine unbändige Lebenskraft emsig  verbreitet, so treibt er manche Kleingärtner schier zur Verzweiflung.

Ausrupfen und jäten bringt nichts.


Es ist kein Wunder, denn die verzweigten Wurzeln begünstigen eine schnelle Ausbreitung und lassen sich nur schwer vollständig entfernen.

In den früheren Jahrhunderten wurde absichtlich die Pflanze in den Klostergärten angebaut, wo sich Nonnen und Mönche über dessen starken Wuchs erfreuten. Wer ihn also einmal im Garten hat, wird ihn nur schwer wieder los. 

Die bis zu 80 Zentimeter hohe Staude ist in Europa und Asien weit verbreitet. In der Natur kommt die Halbschattenpflanze in Wald-Mischwäldern, auf Viehweiden, an Bachläufen & Gebüschen vor. 

 

Er liebt humose Ton- und Lehmböden mit einer hohen Stickstoffdichte und einem mäßig sauren Milieu und ist vorrangig in schattigen und feuchten Lagen unter Gebüschen und Bäumen zu finden.

Im heimischen Kleingarten wird er in der Regel nicht aktiv kultiviert. Wer ihn dennoch anbauen möchte, sollte dies in Kübeln tun oder eine wirksame Rhizom Sperre nutzen, denn trotz seiner schnelllebigen Verbreitung, ist er eine sehr schöne, anspruchslose und pflegeleichte Zierpflanze mit dekorativem Blattwerk und hübschen Doldenblüten.

Die bis zu 30 Zentimeter langen Blätter stehen wechselständig, sind überwiegend kahl oder leicht behaart und gefiedert.

 

Mit dem Beginn des Frühjahrs treibt der Giersch aus seinem weitverzweigten Wurzelgeflecht zartgrüne, dreigeteilte Blätter aus. Das brachte ihm den Volksnamen "Dreiblatt" ein.

Die Blätter sind das eindeutigste Erkennungsmerkmal des Giersch. Wer die alte Bauernregel berücksichtigt, kann gar nichts falsch machen, wenn er im Garten Giersch erntet. Denn diese Regel beschreibt die Merkmale des Giersch, die ihn gegenüber allen anderen Doldenblütlern abgrenzen.

 

"Drei Teile hat das Blatt und ist wiederum noch einmal dreigeteilt, der Stängel der Pflanze ist dreikantig." 

 

Die dreikantigen und V-förmigen Blattstiele sind ein gutes Erkennungsmerkmal.

Ernte den Giersch nur, wenn Du dir absolut sicher bist. Er kann mit giftigen Pflanzen verwechselt werden, unter anderem mit dem Gefleckten Schierling und der Hundspetersilie.

Hat man den Giersch sicher bestimmt, kann er als Heilkraut und Salatbeilage oder wie Spinat zubereitet sehr gute Dienste für die Gesundheit tun.

 

Wie viele andere Wildkräuter birgt der Giersch eine Vielzahl an Vitaminen und Mineralien auch Spurenelemente und trägt zur Entgiftung des Körpers bei.

Das Wildkraut Giersch gleicht einer Multivitamintablette in Pflanzenform. Er übertrifft was seinen Mineralstoffgehalt betrifft sogar den dafür bekannten Grünkohl.

Wenn Du Giersch isst, trägst Du also zu einer optimalen Versorgung deines Körpers bei.

Giersch beinhaltet ein mehrfaches an Vitamin A, Vitamin C und Eiweiß, als der uns bekannte Kopfsalat.

Er ist reich an Mineralstoffen und Spurenelementen wie Eisen, Kalium, Calcium, Magnesium, Bor, Kuper, Zink, Mangan. Außerdem enthält der Giersch ätherische Öl, Bitterstoffe, Flavonoide und Carotinoide.

 

Giersch ist eine alte Heilpflanze, die schon seit Urzeiten von den Menschen genutzt wurde. 

Sein Name "Aegopodium podagraria" beschreibt seine Eigenschaften als entsäuerndes Kraut, übersetzt bedeutet er

"die Gicht heilend". In der Volkheilkunde wurde Giersch insbesondere bei Gicht, Arthritis und Rheuma angewendet, was im dann den Namen "Gichtkraut" gab.

Gicht ist eine schmerzhafte Erkrankung, die durch Übersäuerung entsteht. Erhöhte Harnsäurebildung führt auf Dauer zu Ablagerungen in den Gelenken oder zu Nierensteinen, was dort zu Entzündungen führen kann. Giersch kann dem Körper helfen Harnsäure auszuscheiden. Er hat somit einen positiven Einfluss auf unseren Säure-Basen-Haushalt. 

Die Mineralien im Giersch neutralisieren die Harnsäure und können so nicht nur Gicht, sondern auch Gelenkschmerzen und andere Beschwerden mildern. Die harntreibende Wirkung hat sich zudem bei Blasenentzündungen bewährt.

Weitere Anwendungsgebiete sind Verdauungsstörungen, Hämorriden, Ischias Schmerzen, Wunden, Sonnenbrand und Insektenstiche. 

 

Wer nicht an diesen Erkrankungen leidet, kann den Giersch in der Küche als vielfältiges Wildgemüse nutzen. Neben seinen vielen wertvollen Inhaltsstoffen ist er auch äußerst wohlschmeckend. Roh im jungen Zustand ähnlich Petersilie, zum Dünsten oder Befüllen werden ältere Blätter und Blütentriebe verwendet und ähneln dann dem Spinat.

Lecker ist er auch als Kräuterlimonade.

Alle Teile des Giersch sind essbar: Blätter, Stängel und sogar die weißen Blüten, die sich Mitte bis Ende Mai öffnen.

Wenn man ihn roh verzehrt, nimmt man am besten die kleinen Blättchen. Sie sind besonders weich und zart.

In roher Form enthält er zudem besonders viel Vitamin C.

Je größer und älter die Blätter, desto intensiver der Geschmack, aber auch die Faserigkeit und die Bitterkeit.

 

Wie die meisten Doldenblütler ist auch der Giersch ein beliebter Treffpunkt für eine Vielzahl von Insekten. Im Frühling/Sommer wimmelt es auf den Blüten nur so von Bienen, Schwebfliegen, Schmetterlingen, Käfern und Wanzen.

Viele Falter wie der Dukatenfalter oder der Kleine Eisvogel nutzen den Giersch als Nektar- oder Raupenfutterpflanze.

Auch als Bienenweide sind die Blüten des Giersch geeignet. Wenn Giersch also im Garten auftaucht, sollte man den Faltern und Bienen nicht alles Wegnehmen, auch wenn es schwerfällt.